RHEOLOGIE UND ÖLGEMÄLDE ALTER MEISTER

Die Einstellung der rheologischen Eigenschaften von Farben und Lacken ist ein wichtiger Aspekt bei der Auswahl der optimalen Formulierungen. Schon in der Antike wurde Eigelb für sogenannte Temperafarben verwendet. Typischerweise besteht das Eitempera aus Wasser, Eigelb und Farbpigmenten. Das Eigelb dient – nach dem Verdunsten des Wassers – als Bindemittel und bettet die Pigmente ein. Diese Temperafarben sind äußerst langlebig. In der Renaissance und im Barock wurden Ölfarben verwendet, die teilweise auch Eigelb enthielten. Die Reihenfolge, in der Eigelb in das Öl eingemischt wird, hat einen entscheidenden Einfluss auf die Farbeigenschaften. Wird das Eigelb zuerst mit dem Pigment gemischt und danach erst das Öl, so werden die Pigmente vom Eigelb umgeben, wodurch die Verharzung des Öls aufgrund der katalytischen Wirkung der Pigmente hinausgezögert wird. Wird dagegen das Eigelb nachträglich zum Öl hinzugegeben, so bildet es kleine Tröpfchen, die sich zwischen den Pigmenten ansammeln. Aufgrund der Kapillarkräfte entsteht ein steifes Netzwerk und eine höherviskose Paste. Dies ermöglicht die Maltechnik des „Impasto“.

Mehr dazu: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kunstmarkt/warum-die-alten-meister-eigelb-in-ihre-farbe-mischten-18787990.html

Originalartikel:

Ophélie Ranquet, Celia Duce, Emilia Bramanti, Patrick Dietemann, Ilaria Bonaduce, Norbert Willenbacher, Nature Communications 14, Artikel: 1534 (2023)

https://www.nature.com/articles/s41467-023-36859-5#MOESM1

Quelle: Sandro Botticelli, Beweinung Christi, um 1490/95, Bayerische Staatsgemäldesammlungen – Alte Pinakothek München, URL: http://www.sammlung.pinakothek.de/de/artwork/Y0GRlo7xRX (Zuletzt aktualisiert am 31.07.2023)