DIE RHEOLOGIE DES SCHUHKLEBENS

Das Verkleben von Schuhen mit ihren Sohlen ist ein Prozess, der großindustriell seit vielen Jahrzehnten durchgeführt wird. Die Rheologie des eingesetzten Klebstoffs, in der Regel eine bei Gebrauchstemperatur teilkristalline Polymerschmelze, muss präzise auf die verschiedenen Produktionsschritte abgestimmt werden. Nach dem Auftragen des Klebstoffs wird dieser „verflüssigt“, d.h. mit hoher Temperatur werden die Kristallite aufgeschmolzen. In diesem weichen Zustand kann das Polymer selbst mikroskopische Kavitäten der zu verklebenden Partner benetzen, es wird also ein optimaler Kontakt hergestellt. Zu flüssig darf der Klebstoff allerdings auch nicht sein: Die Schuhsohle muss nach einem kräftigen, kurzen Andrücken an den Schuh direkt „haften“.

Anschließend kühlt der verklebte Schuh ab und das Polymer kristallisiert wieder. Dadurch steigt dessen Modul um mehrere Größenordnungen an, die Verklebung gewinnt bedeutend an Festigkeit und man kann bedenkenlos über die Straße gehen. All diese Prozesse können im Rheometer nachgebildet werden. Damit ist eine maßgeschneiderte Entwicklung von Klebstoffen möglich – nicht nur für Schuhe.

Quelle: Dr. Jan Weilert (Covestro AG, Leverkusen)